Identitätsmänner, Geschichten von wenig bekannten Helden

Identitätsmänner, Geschichten von wenig bekannten Helden

„Identity men“ von Alberto Meomartini und Andrea Villa (Verlag Skira) gelesen von Tullio Fazzolari

Die besten Helden sind diejenigen, die es nicht schaffen. Sie sind überzeugt, nur ihre Pflicht getan zu haben und streben nicht nach Bekanntheit. All das ist wunderbar, aber nicht unbedingt gut. Wenn diese Helden in Vergessenheit geraten, besteht die Gefahr, dass selbst die ethischen und moralischen Werte, die sie zu mutigen Taten geführt haben, ignoriert werden. Ein beispielhafter Fall ist der von Giorgio Perlasca. Wenn Enrico Deaglio nicht "Die Banalität des Guten" geschrieben hätte, würden sich nur wenige daran erinnern, dass er Tausende von Juden aus den Vernichtungslagern der Nazis rettete. Und diese Intuition von Deaglio ist der beste Weg, um daraus herauszukommen: Wenn die Helden nicht aus Höflichkeit und Bescheidenheit sprechen, ist es an einem anderen, von den Protagonisten und Unternehmen zu erzählen.

"Identity men" von Alberto Meomartini und Andrea Villa (Hrsg. Skira, 285 Seiten, 18 Euro) hat das Verdienst, eine ebenso wenig bekannte wie kostbare Kategorie von Helden nicht zu vergessen: Frauen und Männer (italienisch, amerikanisch und englisch), die sie verteidigte das italienische Kulturerbe während des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es ist kein Geschichtsaufsatz, sondern ein Buch mit Geschichten, die massive Recherchearbeit erforderten. Es gibt viele Geschichten, die von den Autoren und vielen Protagonisten erzählt werden: gewöhnliche Menschen, die aber zu großen Dingen fähig sind, wie vor allem gegen Barbarei und Ignoranz. Die in Kriegszeiten keine Grenzen kennt, bis hin zur Idiotie, wie 1943 die Deutschen versuchten, die sterblichen Überreste von Corradino di Svevia aus der Kirche auf der Piazza Mercato in Neapel zu stehlen.

Dagegen standen den Helden von Meomartini und Villa nur zwei Waffen zur Verfügung: Mut und Einfallsreichtum. Der Intuition von Gian Alberto Dell'Acqua ist es zu verdanken, dass die Kunstwerke der Pinacoteca di Brera an sicherere Orte gebracht und so vor alliierten Bombenangriffen und vor der Plünderung durch die Nazis bewahrt wurden. Es ist zwei Prälaten zu verdanken, dass das Heilige Grabtuch aus Vorsicht aus der Kathedrale von Turin herausgenommen und in ein Kloster in Avellino gebracht wurde. Und es ist der amerikanischen Magnaten Helen Frick zu verdanken, dass das alliierte Kommando nach einem schändlichen Luftangriff, der die archäologische Stätte Pompeji traf, endlich eine Liste von Städten erstellte, die nicht bombardiert werden sollten.

„Identity Men“ erzählt schier unendlich viele solcher Geschichten. Aber es genügt, einige Beispiele anzuführen, um zu erkennen, dass es sich um ein außergewöhnliches Epos handelte, das auch nach dem Krieg fortgeführt wurde, um das Geplünderte nach Italien zurückzubringen. Wie die Krone Karls des Großen sogar in einem österreichischen Bergwerk versteckt. Und das Bild der Lastwagen, die die von den Deutschen gestohlenen Kunstwerke nach Florenz zurückbringen, ist ein bisschen wie das Symbol für den Endsieg der „Identitätsmänner“.

Um ehrlich zu sein, muss man sagen, dass über all diese Ereignisse und ihre Protagonisten nur sehr wenig bekannt war und dass man sich beim Lesen des Buches von Villa und Meomartini nicht nur leidenschaftlich, sondern am Ende auch ein bisschen weniger unwissend fühlt.


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Sat, 30 Oct 2021 05:12:51 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/mondo/dentity-men/ veröffentlicht wurde.