Alle großen Geschäfte Deutschlands mit dem Regime im Iran

Alle großen Geschäfte Deutschlands mit dem Regime im Iran

Im Jahr 2022 stiegen Deutschlands Exporte in den Iran trotz der Razzien des Regimes, die jedoch im September begannen. Alle Daten im Artikel von Pierluigi Mennitti aus Berlin

Deutschland sei nach wie vor "Irans wichtigster Handelspartner in Europa", heißt es in einem Bericht der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer. Im Jahr 2022 stiegen die deutschen Exporte sogar an, trotz anhaltender Proteste von Kritikern des Ayatollah-Systems und ihrer Repression durch das Regime .

DATEN ZUM DEUTSCHLAND-IRAN-HANDEL IM JAHR 2022

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, aufgenommen und veröffentlicht von der Nachrichtenagentur Reuters , stiegen die Exporte von Berlin nach Teheran von Januar bis November 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,7 % und erreichten damit den Gesamtwert von rund 1,5 Milliarden Euro.

Damit wurde bereits nach den ersten elf Monaten das Ergebnis für das Gesamtjahr 2021 in Höhe von gut 1,4 Milliarden Euro übertroffen.

Exporte und Kritik

„Deutschland ist nach wie vor Irans wichtigster Handelspartner in Europa“, heißt es in dem in den letzten Tagen des Jahres 2022 verfassten Bericht der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer mit Nachdruck. Deutschland exportiert vor allem Maschinen und landwirtschaftliche Güter und kauft Lebensmittel ein im Iran ernähren. Im Jahr 2021 lag der Iran auf Platz 73 von 239 Handelspartnern Deutschlands.

„Die Wirtschaftsbeziehungen zur Islamischen Republik werden jedoch aufgrund der gewaltsamen Unterdrückung von Protesten seit September durch die Teheraner Regierung kritischer gesehen als ohnehin schon“, kommentiert das ARD-Nachrichtenportal, der erste öffentlich-rechtliche Fernsehsender, die EU-Außenminister erst im vergangenen Monat neue Sanktionen gegen den Iran verhängt.

„Tode, Todesurteile, Hinrichtungen: Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Human Rights Activists News Agency (HRANA) wurden bei den Protesten mehr als 500 Menschen getötet, viele von ihnen Minderjährige. In jüngster Zeit haben die Todesurteile gegen Demonstranten und Hinrichtungen weltweit Empörung ausgelöst. Außerdem hat der Iran Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine an Russland geliefert“, ergänzt die ARD in ihrem Kommentar.

WIRD SICH 2023 ALLES ÄNDERN?

Zwar ist der deutsch-iranische Handel in den letzten 15 Jahren deutlich zurückgegangen, doch scheint sich der Handel in den letzten Jahren auf diesem niedrigeren Niveau stabilisiert zu haben. Und wie die Daten für 2022 anprangern, geht es im Jahr der Repression zumindest auf der Exportseite wieder bergauf.

Auf der Importseite hingegen setzte sich der Abschwächungstendenz der letzten drei Jahrzehnte fort. Ebenfalls nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich die Importe aus dem Iran in den ersten elf Monaten des Jahres 2022 auf knapp 278 Millionen Euro. Das entspricht einem Rückgang von 2,9 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021.

Ab dem kommenden Jahr wird sich wohl einiges ändern und die Daten, die der Deutsch-Iranische Verband für 2023 aufbereiten wird, deuten auf eine erneute Trendwende hin. Denn die seit September losgetretene Repressionswelle hat in der Bundesregierung etwas erschüttert.

Im Oktober setzte das Wirtschaftsministerium unter Führung des Grünen Robert Habeck deutsch-iranische Außenwirtschaftsförderungsinstrumente und Handelsformate aus. Deutsche Unternehmen können sich daher bei Geschäften mit dem Iran nicht mehr auf Export- und Investitionsgarantien der Bundesregierung verlassen. Angesichts der „sehr ernsten Lage im Iran“ umfasst die neue Regierungsverschärfung in Berlin Garantien für Exportkredite und Investitionen ebenso wie den deutsch-iranischen Energiedialog, das Fortbildungsprogramm für Führungskräfte und das Auslandsmesseprogramm. Ausnahmen können nur aus wichtigen humanitären Gründen zugelassen werden.

DIE GRÜNE LEITUNG ZUR REGIERUNG

Die Grünen sind innerhalb der „Ampelregierung“ am entschlossensten, die Handelspolitik auf die Achtung von Bürgerrechten und demokratischen Werten zu stützen, und ihre Hauptvertreter sind die wichtigsten Minister: Robert Habeck für Wirtschaft und Annalena Baerbock für Außenpolitik. Die öffentliche Meinung erwartet von ihnen Maßnahmen im Einklang mit den proklamierten Grundsätzen und ein Ende der Heuchelei, die oft das Handeln der Regierungen (nicht nur der deutschen) bestimmt.

Nach Presseinformationen des Wirtschaftsministeriums war die Gewährung von Garantien für Exporte und Investitionen mit dem Iran ohnehin seit Jahrzehnten ausgesetzt. Erst seit 2016 gibt es eine kurze Öffnungsphase dieser Instrumente, unter anderem nach Aufhebung der EU-Sanktionen. In dieser Eröffnungsphase wurden für einige Projekte Garantien im Rahmen der Investitionsgarantien gewährt oder verlängert. Seit Ende 2018 hat der Bund jedoch keine Anfragen für neue Investitionsgarantien erhalten.

Gleiches gilt für Exportkreditgarantien: Die Regierung hat 2017 und 2018 Garantien ausgestellt, aber seit 2019 nicht mehr. In Absprache mit den Ministerien hat Habeck daher Ende 2022 beschlossen, die genannten Instrumente vollständig auszusetzen. Die Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr zu sehen sein und sich auf die sehr schlechte wirtschaftliche Lage des Iran auswirken. Seit Beginn der Proteste ist die Währung auf historische Tiefststände eingebrochen und die Weltbank beziffert das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf 2.760 Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 50.800 Dollar pro Kopf.


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Thu, 12 Jan 2023 06:19:25 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/economia/germania-iran-commercio/ veröffentlicht wurde.