13. August 1961: Die Nacht der Berliner Mauer

13. August 1961: Die Nacht der Berliner Mauer

Damit war das lang ersehnte und gefürchtete Ereignis eingetreten: Die Trennung Berlins war beschlossene Sache. Dritter Teil der Geschichte von Pierluigi Mennitti. Die anderen Folgen können Sie hier lesen

Dass etwas passieren würde, lag jetzt in der Luft. In den ersten Augusttagen erreichte der Exodus beispiellose Höhepunkte: Über 1.600 Menschen strömten täglich in die Flüchtlingssammelzentren West-Berlins. Doch als am späten Freitagnachmittag, dem 11. August, das erwähnte Kommuniqué des Landesamtes für Verfassungsschutz in den Bänken des West-Berliner Senats eintraf („Für das kommende Wochenende sind keine außergewöhnlichen Ereignisse zu erwarten“), atmeten alle auf Sie waren erleichtert und bereiteten sich für den nächsten Tag darauf vor, die Strände des Wansees, des großen Sees südwestlich der Stadt, zu erobern.

Zur gleichen Zeit empfing in Ostberlin ein Herr, der später die Geschichte der DDR prägen sollte, Erich Honecker, damals Mitglied des Politbüros und Sekretär des Zentralkomitees der SED (Sozialistische Einheitspartei), den Go- Vor Walter Ulbricht für Aktion

Am Abend des folgenden Tages, Samstag, dem 12. August, übernahm Honecker die Führung des Einsatzes und ließ sich im Hauptquartier der Ost-Berliner Polizei in der Keibelstraße nieder. Von diesen Räumen aus bewegte der spätere Führer der DDR, unterstützt von einem achtköpfigen Stab, die gesamte militärische und politische Betriebsmaschinerie. Die Polizei und die Männer der Nationalen Volksarmee, flankiert von den sogenannten Kampfgruppen, paramilitärischen Einheiten aus Arbeiterbrigaden, im Wesentlichen der Privatarmee der SED, waren einsatzbereit. Die in der ehemaligen Hauptstadt stationierten sowjetischen Truppen waren in höchster Alarmbereitschaft.

Die ersten Stunden der Dunkelheit wurden erwartet. Pünktlich um Mitternacht trat der Plan in die operative Phase ein. Nach und nach wurden die Züge nach West-Berlin gesperrt und damit auch alle Bahnübergänge zwischen den beiden Stadtteilen. Um 0.30 Uhr bezogen Panzer und Truppen der DDR-Armee Stellungen auf der Berliner Hauptverkehrsstraße Unter den Linden zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz.

Um ein Uhr blockierten viertausend Mann der in Potsdam stationierten 1. motorisierten Division mit 140 Panzern und 200 Militärpanzern alle Ausgangswege rund um West-Berlin. Um 11.00 Uhr veröffentlichte die Presseagentur der DDR, die Adn, das Kommunique, in dem sie eine Note bekannt machte, die die Länder des Warschauer Paktes am Freitag zuvor an die Volkskammer und die DDR-Regierung geschickt hatten mit dem Vorschlag, „eine Ordnung an der Westgrenze Berlins zu errichten“. die eine wirksame Kontrolle des Gebietes um West-Berlin, einschließlich der Grenzen des demokratischen Berlin, gewährleistet.“

Um 1.50 Uhr erreichten die westdeutschen Polizeibehörden die erste Nachricht darüber, was sich seit einigen Stunden im Osten abspielte: Die Bahnverbindungen der S- und U-Bahn waren unterbrochen der östliche Sektor. Vom Bahnhof Gesundbrunnen, der im französischen Sektor liegt, erreichte das Polizeipräsidium in West-Berlin die Bestätigung, dass alle Züge blockiert seien.

Von diesem Moment an verbreiteten sich die Nachrichten wie wild. Um 2.30 Uhr wurde die Durchfahrt durch das Brandenburger Tor blockiert. Gleichzeitig rückten Militärkolonnen in Richtung Potsdamer Platz und den anderen Landverbindungspunkten zwischen den beiden Berlinern vor. Auch sowjetische Panzer traten in Aktion und bezogen Stellungen an strategischen Punkten der Stadt und am Alexanderplatz. Um 3.25 Uhr unterbrach der Radiosender Rias aus dem amerikanischen Sektor seine Nachtprogramme, um die Blockade der Kommunikationswege anzukündigen. Um 4.45 Uhr waren von den 60 bestehenden Toren 45 geschlossen; eine Stunde später war der gesamte Einsatz abgeschlossen. Um 6.00 Uhr wurden an allen U-Bahnhöfen in Ost-Berlin Schilder mit der Aufschrift „Heute fahren keine Züge ab“ aufgestellt.

Den ersten Berlinern, die schläfrig durch die Straßen der Stadt schlenderten, bot sich ein halluzinatorischer Anblick: Entlang der gesamten Stadtgrenze war Stacheldraht gespannt. Die 95 Straßen, die Ostberlin mit Westberlin verbinden, waren geteilt worden. Kein Oststaatler durfte ohne Genehmigung die Grenze überqueren. Nur dreizehn Tore blieben offen, wurden aber vom Militär streng bewacht. Im Verkehr zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland wurden keine Straßensperren errichtet. In den frühen Morgenstunden erschien in der Westzeitung Berliner Morgenpost eine Sonderausgabe mit der Schlagzeile: „Ost-Berlin ist abgeriegelt“, Ost-Berlin ist versiegelt.

Das lang erwartete und gefürchtete Ereignis war also eingetreten. Die Trennung war vollzogen. In den folgenden Tagen wurde die Stacheldrahtbarriere schnell durch eine echte Mauer ersetzt, die von Arbeiterbrigaden unter strenger Überwachung errichtet wurde. Es war immer noch eine bescheidene Mauer, fast eine Landmauer, aus übereinander betonierten Ziegeln, nur 1,25 Meter hoch. Unaufhaltsam erstreckte sie sich über 45 Kilometer und trennte Felder und Straßen, Plätze und Paläste, Flüsse und Wälder. Im Laufe der Jahre wird es viermal gestärkt und perfektioniert, wobei es jenen gespenstischen Aspekt annimmt, der oft Schauplatz von Literatur- und Spionagefilmen war.

In den folgenden Jahren wurden alle Häuser, die an der Ostseite an den Neubau grenzten, abgerissen. Die Mauer der vierten Generation, die ab 1975 errichtet wurde, bestand aus drei Meter hohen vorgefertigten Stahlbetonplatten, die miteinander verbunden waren und von einem runden Dach überragt wurden, um ein Klettern zu verhindern: Etwa 45.000 Platten wurden benötigt, um den gesamten Umfang abzudecken. Dahinter erstreckte sich das sogenannte „Niemandsland“, ein langer Sicherheitsstreifen, der parallel zur Mauer verlief, durchschnitten von einer drei bis vier Meter hohen Metallbarriere, durchzogen von 300 Wachtürmen mit Hochspannungsleitungen. Die Sicherheitssysteme wurden durch 22 Bunker, Überwachungskameras, Polizeihunde in 232 Zwingern an strategischen Punkten, einen Fahrzeugschutzgraben und eine lange Reihe von Suchscheinwerfern zur Ausleuchtung des gesamten Gebiets bei Tag vervollständigt. Achtundzwanzig Jahre lang war sie die am stärksten kontrollierte und unpassierbarste Grenze der Welt.

(3.Fortsetzung. Der erste und zweite Teil können hier und hier gelesen werden)


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Mon, 14 Aug 2023 05:14:01 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/mondo/muro-berlino-parte-3/ veröffentlicht wurde.