Wie steht es um die Wirtschaft in Ostdeutschland?

Wie steht es um die Wirtschaft in Ostdeutschland?

Das sagt der aktuelle ifo-Bericht über die wirtschaftliche Lage in Ostdeutschland. Der Artikel von Pierluigi Mennitti aus Berlin

Schwierige Zeit für die Wirtschaft Ostdeutschlands, auch wenn die Folgen der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Energiekrise durch massive staatliche Eingriffe gemildert werden. Das ist das allgemeine Bild der an den Weihnachtstagen vorgelegten Schätzungen des Ifo-Instituts München, das zweimal im Jahr die wirtschaftliche Entwicklung in den sogenannten neuen Bundesländern, den östlichen Regionen Deutschlands, auf denen sie noch lastet, sorgfältig beobachtet, mehr als dreißig Jahre, das Erbe des kommunistischen Systems.

Für das Wintersemester prognostizieren die Forscher des renommierten bayerischen Instituts eine leichte Rezession mit einer Wirtschaftsleistung, die 2023 um 0,2 % unter dem Vorjahr liegen wird. Einen noch spezifischeren Blick widmet das ifo dem industriell am weitesten fortgeschrittenen Bundesland der Region, Sachsen, für das eine völlige Pattsituation vorhergesagt wird, also kaum besser als die der anderen Bundesländer. Für den nationalen Vergleich liegt der Ifo-Prognosewert für 2023 für ganz Deutschland bei -0,1 %. Für das laufende Jahr wird dagegen ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um 2,1 % in allen neuen Bundesländern und 1,7 % allein in Sachsen erwartet (deutscher Gesamtwert: +1,8 %).

„Das zu Ende gehende Jahr war geprägt von zahlreichen Engpässen, beispielsweise bei Energie und vielen Zwischenprodukten“, erklärt Joachim Ragnitz, Wirtschaftsexperte im ifo Büro Dresden, „dies hat die Produktion in der Industrie unter Druck gesetzt, insbesondere in der Baubranche“.

Sachsen sei das östlichste Bundesland, das aufgrund seiner industriell geprägten Wirtschaftsstruktur am meisten leide, fügte Ragnitz hinzu, und deshalb sei seine Figur am Ende noch weniger glänzend ausgefallen als die anderen Regionen. Gleichzeitig stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte weiter deutlich an und Dienstleistungsunternehmen verzeichneten hohe Wachstumsraten. Dadurch wurde den negativen Einflüssen aus dem internationalen Umfeld entgegengewirkt.

Letztendlich war die Erholung nach der Pandemie robust, insbesondere auf der Konsum- und Dienstleistungsseite, und es gelang ihr, die durch Energieschocks verursachte Große Depression teilweise auszugleichen. Hätte es den Krieg in der Ukraine nicht gegeben, hätten wir in den östlichen Bundesländern wie im übrigen Deutschland und Europa jenen anhaltenden Boom erlebt, auf den uns die Prognosen nach der Pandemie hoffen ließen. Die Tatsache, dass die Infektionen mit dem Einzug des Herbstes und Winters eingedämmt wurden und man sich den allmählichen Austritt aus dem Schattenkegel der Pandemie konkret vorstellen kann, lässt zumindest bei den etwas weniger von der Energie Betroffenen noch Hoffnungsschimmer aufkommen Krise.

Aber auch an dieser letzten Front sind die Aussichten heute weniger düster als noch vor einigen Monaten, obwohl mittlerweile klar ist, dass die Zeit der billigen Energie dank billigem Gas aus Russland der Vergangenheit angehört. „Im kommenden Jahr werden die Energiepreise für Verbraucher voraussichtlich nicht mehr so ​​stark steigen, aber das Preisniveau wird hoch bleiben und die verfügbaren Einkommen schmälern“, erklärte Ragnitz. Das wird zwangsläufig auch die Dienstleister treffen, aber „Ostdeutschland und Sachsen scheinen relativ glimpflich aus der Krise gekommen zu sein, vor allem dank einer wieder positiven Entwicklung in der Industrie. Im zweiten Halbjahr 2023 soll die Wirtschaft wieder wachsen.“

Insgesamt ist trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds nicht mit einer Eintrübung des Arbeitsmarktes zu rechnen. In den ostdeutschen Bundesländern prognostiziert das Münchener Institut zum Jahresende einen Anstieg der Erwerbstätigenzahl um +0,8 % (in Sachsen bescheidener +0,1 %). Im nächsten Jahr wird jedoch mit einem Rückgang von 0,6 % in der gesamten Region und 0,1 % in Sachsen gerechnet.

Bemerkenswert sind auch die Neuigkeiten aus dem Energiebereich, insbesondere aus den Raffinerien der PCK Schwedt in Brandenburg und Leuna in Sachsen-Anhalt. Mit der Einführung des EU-Embargos für russisches Öl ab dem 1. Januar, das Deutschland einhalten will, wird es notwendig sein, auf andere Quellen zurückzugreifen. Dies betrifft eher Schwedt, das im Vergleich zu Leuna aus geografischen Gründen viel stärker von russischen Lieferungen durch die Druschba-Pipeline abhängig ist. Ralf Schairer, Geschäftsführer von PCK, versicherte, dass die Schwedter Werke auch nach dem 1. Januar 2023 weiter produzieren werden, allerdings voraussichtlich nicht mehr im gleichen Umfang wie bisher. Die Lager des Unternehmens seien voll, dank Öl, das über eine Pipeline aus dem deutschen Hafen Rostock an die Ostsee komme, erklärte Schairer, und seit einigen Wochen sei auch eine Verbindung vom polnischen Hafen Danzig aktiviert.

Allerdings wird es nicht genug Öl geben, um die gleiche Menge an Benzin, Diesel und Paraffin wie bisher zu produzieren. Deutschland und Polen haben kürzlich eine gemeinsame Erklärung mit dem Ziel unterzeichnet, den Betrieb ihrer Raffinerien und die Versorgung mit ausreichend Rohöl sicherzustellen. Darüber hinaus hat die Bundesregierung mit Kasachstan ein Abkommen über derzeit begrenzte Lieferungen mit dem Ziel einer Ausweitung des Abkommens abgeschlossen. Aber es wird dauern, und für eine Weile müssen die Werke von Leuna, aber vor allem von der PCK Schwedt mit reduziertem Tempo reisen.


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Wed, 28 Dec 2022 07:14:56 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/mondo/economia-germania-est-ifo/ veröffentlicht wurde.