Welche und wie viele Auswirkungen wird der Krieg auf die Wirtschaft haben? Debatte in Deutschland

Welche und wie viele Auswirkungen wird der Krieg auf die Wirtschaft haben? Debatte in Deutschland

Was unter Experten in Deutschland über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges gesagt wird. Artikel von Pierluigi Mennitti aus Berlin

Die Stimmung deutscher Unternehmer bessert sich und die Nachricht überrascht sogar Analysten. Der gestern vom bayerischen Institut vorgelegte Ifo-Geschäftsklimaindex erreichte mit 93 Punkten einen Punkt und ist von 91,9 im April gestiegen. Dies ist das zweite Wachstum in Folge innerhalb von zwei Monaten und findet in einer Phase statt, die von der Unsicherheit über den russisch-ukrainischen Krieg und der Sorge um die steigenden Energiekosten geprägt war.

Ökonomen, die von Reuters befragt wurden, erwarteten stattdessen einen Rückgang von rund 91,4 Punkten. Auch sie waren überwältigt von den Antworten der 9.000 Top-Manager, die den ifo-Bericht untermauern.

„Die deutsche Wirtschaft erweist sich trotz Inflationsängsten, Engpässen in Lieferketten, Materialknappheit und dem Krieg in der Ukraine als robust“, kommentierte IFO-Präsident Clemens Fuest die Daten, „es gibt keine wirklich sichtbaren Anzeichen einer Rezession“. Und tatsächlich scheinen die Unternehmer die in den Wintermonaten vorherrschende Skepsis abgelegt zu haben, sowohl bei der Beurteilung der aktuellen Lage als auch bei der Einschätzung von Perspektiven.

In zwei Monaten scheinen die Bedenken, die in der März-Umfrage aufkamen, sicherlich weniger vorhanden, wenn nicht sogar gesunken, als der Ifo-Index selbst nach Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges von März bis Mai auf 90,8 Punkte fiel Sprung nach vorne betrug 2,2 Punkte.

Natürlich gibt es auch je nach Branche deutliche Unterschiede. Am zufriedensten scheinen heute also die Betreiber im Dienstleistungssektor zu sein, vor allem diejenigen, die am stärksten unter der Eintrübung der Pandemie gelitten haben: Gastronomen, Hoteliers und Tourismusunternehmer im Allgemeinen. Die diesjährige Frühjahrserholung ähnelt eher der von 2020 als der von 2021, als die Menschen nach wochenlanger harter Sperrung begierig darauf waren, Wohnraum zurückzugewinnen.

Städte verzeichnen allmählich ähnliche Besucherzahlen wie vor der Pandemie, Restaurants sind immer voll und es ist nicht mehr einfach, in Ferienorten einen freien Platz zu finden. Dabei hilft das gute Wetter (heiß und wenig Regen) und vor allem der unbändige Wunsch, drei Jahre der Einschränkungen hinter uns zu lassen (zumindest bis zum nächsten Herbst). Die gerade von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Maßnahme der 9-Euro-Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr und Regionalzüge (ausgenommen nur ICE- und Intercity-Züge) hat Reiseveranstalter aufgewühlt. Es beginnt am 1. Juni und kann in den Monaten Juli und August verlängert werden, also für die gesamte Sommerperiode. Es ist eine der Maßnahmen des Ende vergangener Woche verabschiedeten Pakets zur Abfederung der hohen Energiepreise, das darauf abzielt, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger vom Individualverkehr auf den ÖPNV umzusteigen. Doch Touristiker versprechen sich von diesem Pass einen zusätzlichen Reiseanreiz im In- und Ausland, zumal der Pass auch von Deutschland-Touristen verlangt werden kann.

Am wenigsten teilen den Optimismus der Dienstleister die Unternehmer von Logistik- und Transportunternehmen, die die Schwierigkeiten von Sackgassen in Lieferketten spüren. Ein weiterer Sektor, der wieder aufatmet, ist laut den IFO-Forschern der Bausektor, wo nach den großen Sorgen im März ein Klima der leichten Erholung herrscht.

Was die Zukunft betrifft, bleiben Ökonomen jedoch vorsichtig und weitaus pessimistischer als Unternehmer. Der Boom der Dienstleistungen soll mit dem Sommer enden, die Probleme der Logistik und der rohstoffabhängigen Branchen weiter anhalten.

„Kriegsbedingt werden die Energiepreise langfristig hoch bleiben und damit die Kaufkraft belasten“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, im Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen Ard. Es ist auch damit zu rechnen, dass Beschränkungen in China schon bei kleinen Covid-Ausbrüchen immer wieder globale Lieferketten unterbrechen werden.

Auch Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe dämpft die Euphorie: „Indizes steigen hin oder her, die Stimmung der Unternehmen bleibt schlecht. Die globale Situation lässt nichts als Pessimismus zu“.

Die Schätzungen der Experten scheinen mit den Pessimisten übereinzustimmen. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaft 2022 nur noch um etwa zwei Prozent wachsen wird. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet nur mit einem bescheidenen Plus von 1 bis 1,5 Prozent.


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Mon, 23 May 2022 15:38:41 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/economia/quali-e-quanti-effetti-la-guerra-avra-sulleconomia-dibattito-in-germania/ veröffentlicht wurde.