Was uns die iranischen Angriffe auf Israel lehren

Was uns die iranischen Angriffe auf Israel lehren

Angesichts der Bedrohung durch iranische Drohnen hat Israel gezeigt, dass es über eine sehr effiziente Abwehr verfügt. Anders verhält es sich bei Angriffen mit ballistischen Raketen. Giovanni Martinellis Analyse

Vor einigen Tagen veröffentlichte das Gemeinschaftsprojekt des Critical Threats Project (CTP) des American Enterprise Institute und des Institute for the Study of War (ISW) eine erste Einschätzung der von Israel gegen iranische Angriffe durchgeführten Verteidigungsoperationen im Kontext des Konflikts, der sich zwischen dem 13. und 24. Juni zwischen den beiden Ländern entwickelte.

Aus der durchgeführten Analyse ergeben sich interessante Überlegungen, insbesondere im Hinblick auf ihre Übertragung auf die Realität unseres Landes und ganz Europas. Insbesondere mit dem Ziel, die derzeit bestehenden, sehr gravierenden Lücken aufzuzeigen, für die dringend (so bald wie möglich) Abhilfe geschaffen werden muss.

Die Wellen iranischer Angriffe

Laut Daten zweier amerikanischer Think Tanks hat der Iran insgesamt 543 ballistische Raketen (in 43 Angriffswellen) und über 1.000 Drohnen verschiedener Typen gegen Israel abgefeuert. Diese Daten decken sich weitgehend mit denen offizieller israelischer Quellen. Was die Drohnen betrifft, ist die Erfolgsquote praktisch vollständig; nur einer der abgefeuerten Drohnen traf das Territorium des jüdischen Staates, ohne jedoch Schaden oder Opfer zu verursachen.

Um diesem relativ einfachen, aber dennoch sehr gefährlichen Waffensystem entgegenzuwirken, hat Jerusalem einen komplexen „Verteidigungsschild“ aufgebaut. Dazu gehören beispielsweise Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber der israelischen Luftwaffe, aber auch kürzlich eingeführte Abwehrsysteme wie das auf der Barak-Rakete basierende System (sowohl in der Land- als auch in der Marineversion). Hinzu kommt natürlich das berühmte Iron Dome-System.

Das Ergebnis bleibt wichtig; zumindest angesichts dieser spezifischen Bedrohung hat Israel bewiesen, dass es über (sehr) effiziente Verteidigungsmechanismen verfügt. Kurz gesagt: eine wichtige Lektion für alle.

Anders verhält es sich mit der Frage der ballistischen Raketen. Schließlich handelt es sich dabei um eine weitaus komplexere Bedrohung, und nicht zufällig hat Israel gerade in diesem Bereich am meisten gelitten.

Zunächst eine Prämisse: Die von Teheran abgefeuerten Raketen sind zwar unterschiedlicher Art, haben unterschiedliche Eigenschaften und Antriebssysteme, doch haben sie gemeinsam, dass sie in die Kategorie der „Mittelstreckenraketen“ (MRBM) fallen, also Geräte mit einer Reichweite zwischen 1.000 und 3.000 Kilometern. Dies ist ein wichtiger Punkt, denn je nach Kategorie (die niedrigste ist die „Kurzstreckenrakete“, während man nach oben zur „Zwischenstreckenrakete“ und schließlich zur „Interkontinentalen ballistischen Rakete“ wechselt) sind unterschiedliche Verteidigungssysteme erforderlich; deren Komplexität und Leistungsfähigkeit mit der Reichweite der ballistischen Raketen selbst zunimmt (sowohl hinsichtlich der Früherkennung/Verfolgung als auch hinsichtlich des direkten Abwehrens).

Wenn man die tatsächlich abgefangenen Raketen und die Raketen, die trotzdem durchgelassen wurden, weil sie unbewohnte Gebiete treffen sollten, abzieht, schätzt dieser Bericht, dass 60 iranische Raketen die Verteidigung Jerusalems „durchbrachen“; die Erfolgsquote des israelischen Schutzschildes lag bei 89 %. Ein hoher Wert also, wenn man bedenkt, dass eine 100-prozentige Abdeckung nicht garantiert werden kann. Andererseits ist es offensichtlich, dass diese 11 % der „Misserfolge“ dennoch in Form von Opfern und Sachschäden ins Gewicht fallen.

Jerusalem verfügt jedoch über die umfassendste und modernste Luft- und Raketenabwehrarchitektur der Welt, die auch durch den Beitrag der USA ergänzt wird. Gegen die Raketen Teherans wurden die lokalen Systeme Arrow 2 und Arrow 3 (letzteres ist tatsächlich das modernste, das heute im Einsatz ist) sowie, zumindest in einigen Fällen, vermutlich auch die David's Sling eingesetzt. Alle Systeme werden vom Luftverteidigungskommando der israelischen Luftwaffe betrieben und wiederum von der in Israel stationierten amerikanischen THAAD-Batterie sowie von mit SM-3-Raketen (Standard Missile-3) ausgerüsteten Zerstörern der US-Marine im Mittelmeer unterstützt.

WAS WÄRE, WENN ITALIEN DAS ZIEL EINES SOLCHEN ANGRIFFS WÄRE?

Eine solche Hypothese könnte auch eine gewisse Heiterkeit hervorrufen; in dem Sinne, dass jemand denken könnte, unser Land könne als sicher angesehen werden. Ganz einfach: Dem ist nicht so!

Die Verbreitung von Raketen ist eine (dramatische) Realität unserer Zeit; und das, während Drohnen aller Art moderne Schlachtfelder buchstäblich „erobern“. Daher erscheint es nicht nur legitim, sondern sogar notwendig, Fragen dazu zu stellen.

Und auf diese Fragen gibt es nur eine Antwort: Unser Land ist heute vielen Bedrohungen weitgehend schutzlos ausgeliefert, und wenn es deshalb Ziel von Angriffen dieser Art würde, bliebe uns nichts anderes übrig, als dramatische (sehr hohe) Verluste an Menschenleben und Material zu verzeichnen.

Die modernsten Systeme basieren auf den Aster-Raketen von MBDA und werden an die (sehr wenigen) SAMP-T-Batterien geliefert, die sowohl beim Heer als auch bei einigen Marineeinheiten im Einsatz sind. Es handelt sich dabei um Systeme, die sowohl zur Abwehr von Drohnen als auch von Marschflugkörpern eingesetzt werden können; sicherlich nicht zur Abwehr ballistischer Raketen, außer (vielleicht) in sehr begrenzten Fällen. Ansonsten gibt es kaum moderne Systeme, die modernen Bedrohungen gewachsen sind.

Von der Katastrophe zum Wettlauf gegen die Zeit ist es also nur ein kurzer Weg. Die italienischen Streitkräfte sind sich der außerordentlichen Bedeutung bewusst, die dem gesamten Kapitel der Luft- und Raketenabwehr zukommt, und haben daher wichtige Modernisierungs- und Erneuerungsprogramme für diesen Sektor gestartet. Im Mittelpunkt steht dabei der Wettlauf gegen die Zeit, damit die Industrie die benötigten Lösungen so schnell wie möglich umsetzen kann.

DIE (NAHE) ZUKUNFT DER LUFT- UND RAKETENABWEHR ITALIENS

Schematisch gesehen steht der Kauf von elf SAMP-T NG-Batterien (New Generation) an der Spitze dieser Erneuerung, von denen sechs für die italienische Luftwaffe und fünf für das italienische Heer bestimmt sind. Die Neuerungen gegenüber der derzeit im Einsatz befindlichen Version sind wirklich bedeutend; insbesondere ein neues Radar, ein neues Bekämpfungsmodul und neue Raketen vom Typ Aster 30 Block 1 und Block 1NT. Mit der ersten der beiden Batterien können auch ballistische Raketen kurzer Reichweite bekämpft werden, während mit der zweiten auch ein Teil der Raketen mittlerer Reichweite abgedeckt werden kann; unbeschadet der Fähigkeit, Marschflugkörper zu bekämpfen.

Auch die Marine wird mitmischen und in den kommenden Jahren ein Modernisierungsprogramm für ihre beiden Zerstörer der Orizzonte-Klasse durchführen, um diese mit Fähigkeiten zur ballistischen Raketenabwehr (BMD) auszustatten. Auch hier sind neue Radargeräte und neue Aster-30-Raketen vorgesehen. Inzwischen hat der Bau der ersten der beiden Fregatten FREMM EVO begonnen, die im Vergleich zu den aktuell im Einsatz befindlichen Versionen ebenfalls mit BMD-Fähigkeiten ausgestattet sein werden. Zu diesen vier Einheiten werden dann die zukünftigen Zerstörer DDX hinzukommen, deren fortschrittliche Funktionen einen weiteren Fortschritt darstellen werden.

In einem „niedrigeren“ Bereich, aber nicht weniger wichtig, gibt es auch das Programm zur Erneuerung von Kurz- und Mittelstreckenraketensystemen; erneut sowohl für das Heer als auch die Luftwaffe und immer in einer Anzahl von insgesamt 11 Systemen (aber diesmal mit vertauschten Rollen; 6 Grifo für das Heer und 5 MAADS für die Luftwaffe). Die beschafften Systeme weisen, wie die unterschiedlichen Namen nahelegen, einige Unterschiede auf, basieren aber beide auf demselben Raketentyp, nämlich dem CAMM-ER; was wiederum einen bemerkenswerten Fortschritt im Vergleich zu den derzeit im Einsatz befindlichen und sicherlich nicht modernen Systemen darstellt (hinsichtlich der Fähigkeit, verschiedenen Bedrohungen entgegenzuwirken/sie zu bekämpfen). Um das Bild zu vervollständigen, gibt es auch die ersten Schritte zur Erneuerung von Fähigkeiten noch kürzerer Reichweite (auch im Hinblick auf die Drohnenabwehr gedacht); sowohl mit neuen schultergestützten Raketen als auch mit speziellen Artilleriesystemen.

In den nächsten etwa fünf Jahren werden sich die Fähigkeiten unserer Streitkräfte im Bereich Luft- und Raketenabwehr grundlegend verändern, da sie durch die Einführung neuer Systeme deutlich gestärkt werden. Diese werden jedoch, so muss man schon jetzt sagen, noch nicht ausreichen, um das gesamte Spektrum aktueller und künftiger Bedrohungen abzudecken (denken Sie an das Aufkommen von Hyperschallraketen). Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Menge der Systeme (und Raketen), die dann eingesetzt werden können, um im Falle schwerer/längerer Angriffe eine Sättigung und/oder eine schnelle Erschöpfung der Vorräte zu vermeiden.

UND WAS IST MIT DEM REST VON EUROPA?

Auch auf dem übrigen Alten Kontinent ist die Lage von (wenigen) Licht- und (vielen) Schattenseiten geprägt; die Kapazitätslücken sind wiederum recht erheblich. Seit 2022 hat sich die Lage jedoch geändert: Deutschland hat die „European Sky Shield Initiative“ (ESSI) ins Leben gerufen, der sich bislang 23 europäische Länder angeschlossen haben. Sie wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Defizite im Bereich der Luft- und Raketenabwehr zu schließen und gleichzeitig eine größtmögliche Homogenität der eingesetzten Systeme zu gewährleisten. Ziel ist es, eine Abdeckung auf kurze Distanz (mit dem Artilleriesystem Skyranger 30), mittlere Reichweite (mit dem SLM-System IRIS-T), lange Reichweite (mit dem stets modernen Patriot) und schließlich sehr große Reichweite (mit dem israelischen Arrow 3, das heute nur von Deutschland selbst eingesetzt wird) zu gewährleisten.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass dieser Art der Verteidigung größte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die laufenden Anstrengungen sind zwar noch beträchtlich, der Zeitfaktor (auch in Bezug auf die industriellen Kapazitäten) bleibt jedoch entscheidend. In diesem Sinne scheint die europäische Industrie den notwendigen Wandel noch nicht vollzogen zu haben, der vielmehr notwendiger denn je wäre. Eine letzte Überlegung ist noch nicht möglich: Unser Kontinent ist noch nicht in der Lage, einen wirklich einheitlichen und autonomen Weg zu finden, da es immer noch zu viele unterschiedliche Systeme und teilweise außereuropäische Produktionen gibt.


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Thu, 03 Jul 2025 06:12:02 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/spazio-e-difesa/cosa-insegnano-attacchi-iraniani-israele/ veröffentlicht wurde.