Heftige Briefe Die neuesten Nachrichten zur Unicredit-Commerzbank-Affäre in Deutschland.
Die Affäre Unicredit-Commerzbank hat in den letzten Wochen des vergangenen Monats ein neues Kapitel erhalten. Nach den negativen Stellungnahmen führender Politiker der neuen Regierung (Kanzler und Vizekanzler), die ihre Position gegen die bereits vom vorherigen Scholz-Vorstand abgelehnte Übernahme gestärkt hatten, hat Unicredit-Chef Andrea Orcel offizielle Briefe an die Regierungschefs geschickt, um die Übernahme, die die europäische Bankenlandschaft neu gestalten könnte, wieder in Gang zu bringen.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, wurden am 18. Juni drei Briefe aus der Mailänder Zentrale nach Berlin geschickt, adressiert an Bundeskanzler Friedrich Merz, Finanzminister Lars Klingbeil und Kanzleramtschef Levin Holle. Ein viertes Dokument erreichte die Gewerkschaftsvertreter – eine Kommunikationsoffensive, die die Entschlossenheit des italienischen Konzerns bei der Übernahme des deutschen Instituts unterstreicht.
ORCELS VERSION
In offiziellen Mitteilungen, die von der Münchner Tageszeitung dokumentiert und später vom Handelsblatt bestätigt wurden, skizzierte Orcel eine ehrgeizige Vision für die Zukunft des deutschen Instituts. Der italienische Manager schwebt die Schaffung eines „nationalen Bankenchampions“ für Deutschland vor und betont, dass die derzeitige Commerzbank nicht mit der Leistung von Unicredit und ihrer bayerischen Tochter Hypo-Vereinsbank mithalten kann. Der Vorschlag enthält konkrete Garantien: die vollständige Beibehaltung des bestehenden Filialnetzes und die Möglichkeit für deutsche Politiker, den Hauptsitz des neuen Bankenriesen zwischen Frankfurt und München auszuwählen. Laut Orcel würde das Vorhaben perfekt in das Programm zur wirtschaftlichen Erneuerung passen, das für die neue deutsche Bundesregierung eine grundlegende Priorität darstellt.
DIE BERLINER MAUER
Die Reaktion des deutschen politischen Establishments ließ nicht lange auf sich warten und war – laut Handelsblatt – ebenso kühl wie eindeutig. Bundeskanzler Merz und Minister Klingbeil wiesen die italienischen Avancen höflich, aber entschieden zurück und schickten den Banker direkt in den Vorstand der Commerzbank. Die offizielle Position der Regierung, so die Wirtschaftszeitung, unterstreiche die Bedeutung des Wachstums im Bankensektor, betone aber die zentrale Bedeutung des deutschen Hauptsitzes des Instituts und die Nichteinmischung in die autonomen Geschäftsentscheidungen der Bank: Hinter dieser diplomatischen Fassade verbirgt sich eine tiefe Verärgerung über den als unorthodox bezeichneten Ansatz Orcels, dem vorgeworfen wird, „im Geheimen“ vorgehen zu wollen, ohne vorher die politischen Entscheidungsträger zu konsultieren und alle auf den Finanzmärkten verfügbaren Instrumente zu nutzen.
Die Süddeutsche Zeitung merkt an, dass die Weigerung des Kanzleramts und des Ministeriums, einen Dialog mit Mailand aufzunehmen, Kritik hervorrufen könnte. Sie unterstreicht, dass sich die deutsche Regierung unter anderen Umständen bereitwillig auf die Prinzipien der Marktwirtschaft und des europäischen Binnenmarktes beruft, insbesondere wenn ein deutsches Unternehmen ein italienisches Unternehmen übernimmt.
Ängste und Zukunftsaussichten
Die deutsche Presse weist darauf hin, dass die Bedenken Berlins auf den Erfahrungen mit der Hypo-Vereinsbank (die Orcel in seinem Brief als erfolgreiches Unternehmen bezeichnet) beruhen, deren Übernahme im Jahr 2005 zum Abbau von 60 % der Arbeitsplätze führte. Die Besorgnis der Bundesregierung gilt zudem der Rolle der Commerzbank als unabhängiger Finanzier deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen und den Risiken, die sich aus dem Engagement von Unicredit in italienischen Staatsanleihen ergeben. Inzwischen hat die Mailänder Gruppe ihren Anteilsbesitz konsolidiert und hält nun rund 28 % des Kapitals der deutschen Bank, wobei die zuständigen Behörden eine Erhöhung auf fast 30 % genehmigt haben. Das Handelsblatt schließt seine Analyse mit der Feststellung, dass Orcel zwar öffentlich erklärt hat, nicht gegen den politischen Willen vorgehen zu wollen, in Berlin jedoch weiterhin Zweifel an seiner Zuverlässigkeit bestehen. Er sei „völlig unberechenbar“ und stehe unter Druck, die den Aktionären gemachten Versprechen großer Übernahmen einzuhalten, während auch das Geschäft der Banco BPM in Italien stagniere.
Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Thu, 03 Jul 2025 09:08:41 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/economia/unicredit-commerzbank-scazzi-orcel-merz/ veröffentlicht wurde.