Deutschland, hier steht das erste schwimmende Regasifizierungsterminal

Deutschland, hier steht das erste schwimmende Regasifizierungsterminal

In Deutschland wird heute das erste schwimmende Regasifizierungsterminal eingeweiht, was laut Wirtschaftsministerium zu Überkapazitäten führen könnte. Der Artikel von Pierluigi Mennitti aus Berlin

Die Utensilien für die Einweihungsfeier sind alle da, auch die Sektflasche, die vielleicht direkt von der Kanzlerin entkorkt wird. Da ist nämlich auch Olaf Scholz, der sich zur absoluten Premiere eines LNG-Terminals in Deutschland an der Hafenmole von Wilhelmshaven gegen Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt verteidigt.

Zu feiern ist vor allem der Bau der Infrastruktur in Rekordzeit von Uniper, dem Unternehmen, das die Regierung in aller Eile vor dem Bankrott retten musste, der mit dem Ende der russischen Gaslieferungen drohte. Diesmal lief alles glatt und es bedurfte eines Umweltministers, Wirtschaftschef Robert Habeck, um Verfahren und Genehmigungen zu beschleunigen und vor allem jene Hürden auszuräumen, die bisher Umweltbewegungen jedes Kraftwerk ausbremsen ließen. Selbst Habeck lächelt zufrieden, ungeachtet der Kontroversen, die ihm aggressive Gruppierungen wie die Deutsche Umwelthilfe ausplaudern: Etwa die Tatsache, dass das Terminal zu nah am Weltnaturerbe Wattenmeer liegt und Schäden befürchtet werden das Ökosystem.

Habeck kann mit einem Achselzucken auf die Umfragen blicken, die seine unter der Mehrheit einzigartige Partei gerade für ihr pragmatisches Verhalten in der Energiekrise belohnen. Ein paar Monate sind vergangen, seit die Regierung einen massiven Investitionsplan für Regasifizierungsterminals gestartet hat, und die erste Anlage ist fertig. Die zweite im baltischen Lubmin wird nachziehen.

Wilhelmshaven ist eine kleine Hafenstadt an der Mündung der Elbe in die Nordsee in Deutschlands nördlichstem Bundesland Schleswig-Holstein, unweit von Scholz' Heimatstadt Hamburg. Von hier aus soll nach den Plänen von Uniper am Donnerstag, 22. Dezember, erstmals Erdgas in das deutsche Netz eingespeist werden. Am Donnerstag positionierte sich das 300 Meter lange FSRU-Schiff Höegh Esperanza im Seeraum vor Wilhelmshaven, bereit, 165.000 Kubikmeter verflüssigtes Erdgas umzuwandeln – genug, um bis zu 80.000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.

Das Terminal muss künftig mindestens fünf Milliarden Kubikmeter LNG pro Jahr in das deutsche Gasnetz einspeisen, was 6 % des deutschen Gasbedarfs entspricht, und damit knapp 11 % der Gasimporte aus Russland ersetzen. Der erste reine LNG-Tanker wird voraussichtlich Mitte Januar an der Pier Hooksiel in Friesland einlaufen.

Wilhelmshaven ist, wie in den vergangenen Monaten mehrfach geschrieben wurde, nur der erste Schritt in den Bemühungen der Bundesregierung im Bereich LNG. Zwei weitere schwimmende Regasifizierungsterminals sind in Planung, Brunsbüttel, ebenfalls in Schleswig-Holstein, und Lubmin bei Greifswald. Der letztgenannte Ort ist bekannt als Ankunftsterminal der jetzt trockenen Rohre von Nord Stream 1 und 2, die jetzt Wracks in Erinnerung an die Energie-Ostpolitik sind.

Und in letzter Zeit hat man fast aufgehört zu rechnen, wie viele Regasifizierungsterminals an den beiden Nordküsten Deutschlands, an der Nordsee und an der Ostsee wie Pilze aus dem Boden schießen werden. Zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Initiativen könnten bis 2026 bis zu dreizehn das Licht der Welt erblicken. Vielleicht zu viele, so sehr, dass das Wirtschaftsministerium jetzt „erhebliche Überkapazitäten beim Bau aller Flüssigerdgasterminals“ voraussieht Deutschland“ .

In Bezug auf die geplanten schwimmenden Terminals, die sogenannten schwimmenden Speicher- und Regasifizierungseinheiten, erklärt Habecks Ministerium, „die Kapazität der bestehenden FSRUs und landgestützten Terminals würde das Niveau der Gasimportmengen aus Russland im Jahr 2021 übersteigen“. Die Nachricht sickerte dank des digitalen Mediendienstes „Table Media“ durch, der den Vorbericht eines vertraulichen Vorbereitungsberichts des Ministeriums für ein Treffen im Kanzleramt zitierte. Tatsächlich werden dem Bericht zufolge zehn in Nord- und Ostsee geplante schwimmende Terminals genannt, sechs davon mit staatlicher Beteiligung.

Allein diese schwimmenden Terminals hätten ab 2024 eine Kapazität von 53-67 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Zusätzlich werden bis 2026 drei landgestützte Terminals gebaut, die ebenfalls eine Kapazität von bis zu 50 Milliarden Meter Gaswürfel haben. Zum Vergleich: 2021 wurden nur 54 Milliarden Kubikmeter aus Russland per Pipeline nach Deutschland importiert. Gleichzeitig werden Überkapazitäten dadurch verschärft, dass auch andere EU-Staaten deutlich mehr Flüssiggas importieren und gleichzeitig die Nachfrage in Deutschland im Zuge der fortschreitenden Energiewende bis 2030 deutlich sinken wird.


Dies ist eine Übersetzung eines Artikels, der am Sat, 17 Dec 2022 06:23:17 +0000 im italienischen Blog Start Magazine unter der URL https://www.startmag.it/energia/germania-ecco-il-primo-rigassificatore-galleggiante/ veröffentlicht wurde.