Kryptofieber erreicht deutsche Bankenriesen: Retail-Trading kommt bis 2026

Die Sparkassen-Finanzgruppe, Deutschlands größter Verbund von Sparkassen, plant, bis Sommer 2026 mehr als 50 Millionen Kunden den Handel mit Kryptowährungen zu ermöglichen. Dies markiert einen tiefgreifenden Wandel in der deutschen Finanzlandschaft.

Sparkassen blockierten bereits 2015 den Kauf von Kryptowährungen, da sie diese als zu riskant und volatil bezeichneten. Nun bereiten sie sich darauf vor, ihrem großen Privatkundenstamm regulierten Zugang zu Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether zu gewähren.

Sparkassen setzen auf Kryptodienste

Berichten zufolge hat der Konzern die DekaBank, eine Tochtergesellschaft der Sparkassen, für den Betrieb des Dienstes über ihre beliebte App ausgewählt. Laut dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bietet die neue Funktion „zuverlässigen Zugang zu einem regulierten Kryptowährungsangebot“.

Die DekaBank übernimmt die Ausführung und Verwahrung der Transaktionen. Kunden werden klar vor möglichen Kursschwankungen gewarnt, auch vor dem Risiko eines Totalverlusts. Auf auffällige Werbung für Kryptowährungen wird verzichtet. Stattdessen erhalten Nutzer klare Informationen und klare, eindeutige Risikowarnungen.

Regulierungsrahmen unter MiCA

Der Dienst wird unter dem im Dezember 2024 in Kraft getretenen EU-Gesetz über Märkte für Kryptowährungen (MiCA) betrieben. Dies bedeutet, dass die Sparkassen-Abteilung für digitale Währungen strenge Kapital-, Verhaltens- und Transparenzregeln einhalten muss.

Die Bank erklärt, der Schutzschild schütze die Kunden und stelle die Aufsichtsbehörden zufrieden. Dieser Schritt könnte als Modell für andere große Banken dienen.

Deutsche Banken schließen sich dem Trend an

Sparkassen sind nicht allein. Im September 2024 startete die DZ Bank gemeinsam mit der Börse Stuttgart Digital ein Pilotprojekt mit dem Ziel, Handels- und Verwahrdienstleistungen auf rund 700 Genossenschaftsbanken auszuweiten.

Im vergangenen April startete die Landesbank Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der österreichischen Börse Bitpanda einen Kryptowährungs-Verwahrservice für Institutionen. Diese Maßnahmen zeigen, dass deutsche Banken Bitcoin und andere Tokens zunehmend nutzen.

Branchenvertreter sprechen von mehr als nur einem Test. Filipp Bolotov, CEO von ERA Labs, sagte, es sei „ein großer Schritt vorwärts für eine breite Akzeptanz“.

Kyle Chasse, ein Risikokapitalgeber im Bereich der digitalen Währungen, weist darauf hin, dass die Banken endlich versuchen, die Bedürfnisse von Privat- und institutionellen Kunden zu erfüllen.

Weitergehende Auswirkungen auf die Finanzwelt

Am 30. April warnte US-Präsident Donald Trump, dass Banken, die digitale Vermögenswerte ignorieren, Gefahr laufen, abgehängt zu werden. Auf der Paris Blockchain Week am 8. April prognostizierten Eric Turner von Messari und Thomas Eichenberger von der Sygnum Bank, dass Banken ihr Bitcoin-Angebot in der zweiten Jahreshälfte 2025 ausweiten werden, insbesondere im Bereich Stablecoins und tokenisierter Dienste. Diese Prognosen deuten darauf hin, dass der Start der Sparkassen erst der Anfang sein könnte.

Die Sparkassen-Finanzgruppe umfasst mehr als 370 Sparkassen und 500 Unternehmen. Sie verwaltet ein Vermögen von über 2,5 Billionen Euro. Selbst einem Bruchteil ihrer 50 Millionen Kunden einen einfachen digitalen Zugang zu ermöglichen, könnte die Marktdynamik in Europa verändern. Es ist ein vorsichtiger Schritt, aber einer mit weitreichenden Folgen.

Ausgewähltes Bild von Go Real Travel , Diagramm von TradingView